Miss Kim weiß Bescheid von Cho Nam-Joo

Eines meiner Highlights aus dem letzten Jahr war “Kim Jiyoung, geboren 1982” von Cho Nam-Joo. Und als dann ihr nächstes Buch angekündigt wurde, wusste ich, das wird mir gefallen. 

In diesem Roman hat die Autorin sieben Erzählungen gesammelt, bzw. sieben kurze Porträts von Frauen. Sie schreibt von ganz gewöhnlichen Frauen und ihren Problemen, daher ist es egal, ob wir hier von Problemen in der südkoreanischen Gesellschaft reden oder sonst wo – es sind universelle Themen, die sie annimmt. Wo jeder sich einfühlen kann und mit dem Kopf nickt beim Lesen. Wobei der Kern bei allem die Frau in einem patriarchalischen System ist, mal mehr, mal weniger sichtbar.

Für die Rezension gehe ich auf jede Erzählung ganz kurz ein, damit ihr ein besseres Gefühl für das Buch bekommt. Und ich versuche so kryptisch wie möglich zu bleiben, damit nicht zu viel verraten wird.

“Unter dem Pflaumenbaum” 

Wir fangen an mit einer Seniorin, die ihre Schwestern im Altersheim besucht. Es geht um das Thema “Opfer für die Familie”, “Alt werden” und wie sich Familienbande entwickeln. Mit der Geschichte startete das Buch gleich ganz stark. 

“Trotz”

Eine Autorin schreibt ein Buch über ihre Gewalterfahrungen und bekommt dafür, neben sehr viel Lob, ein negatives Feedback, das ihr stark nachhängt.
Hier musste ich immer wieder an die Autorin selbst denken und frage mich, wie viel persönliche Erfahrung hier wohl mit eingeflossen ist. 

“Weggelaufen”

Das Verschwinden des Vaters verändert die komplette Dynamik in der Familie und es entstehen neue Bande.
Eine überraschende Story, über die ich dann noch ein paar Tage nachgedacht habe. Nicht weil sie schlimm ist, sondern schlichtweg interessant.

“Miss Kim weiß Bescheid”

Die titelgebende Geschichte, die in einem Büro spielt. Unsere Protagonistin ist neu auf der Arbeit und erfährt von ihrer Vorgängerin Miss Kim, die zu gut in ihrem Job war. Es geht um die Ungleichbehandlung von Frauen im Beruf.
Ich denke hier könnten sich viele wiederfinden, die in einem Männerdominierten Beruf arbeiten und an eine kleine Art Rache schon mal gedacht hatten.

“Lieber Hyunnam”

Eine 30 jährige Frau rechnet mit ihrem toxischen Exfreund ab. Es geht um die Befreiung aus dem patriarchalischen System und einer gefährlichen Art von Liebe. Ein starkes Stück mit einer direkten und eindringlichen Heldin. Hier gefiel mir besonders die direkte Rede an ihm als Brief – sehr gelungen.

“Die Nacht der Polarlichter”

Schwiegermutter und Schwiegertochter verstoßen gegen ein Tabu in der koreanischen Gesellschaft: sie freunden sich miteinander an.
Für mich war diese hier die schwächste Geschichte, aber auch die traurigste. Nach so vielen interessanten Personen konnte mich diese Erzählung nicht von sich einnehmen.

“Große Mädchen”

In dieser Geschichte geht es um das Thema “sexuelle Belästigung” und in dem Fall bei jungen Mädchen an einer Schule und wie sie, als auch die Familien sich wehren. 

“Erste Liebe, 2020”

Junge Liebe in Zeiten von Corona. War für mich eine schwache Erzählung aus der ich wenig mitgenommen hatte.
Wobei mir an dieser Geschichte am gefallen hat, zu erfahren, wie man in Südkorea mit Corona und Schule umgegangen ist. 

Alles in allem schreibt die Autorin auf brillante Art und Weise über die verschiedensten Frauen und versteht sich gut darin, sie wiederzugeben. 

Authentisch, stark und mit Empathie – das sind die Punkte, die mich neben dem interessanten Inhalt gepackt haben an den Erzählungen.

Das Buch bewerte ich mit:

3
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

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