Ein Roman wie ein Sonnenuntergang auf Prince Edward Island – warm, leicht verträumt und voller bittersüßer Momente. Dieser Sommer wird anders ist mein erster Roman von Carley Fortune, und ich kann verstehen, warum sie für viele zur festen Sommerlektüre gehört. Ganz überzeugt hat mich das Buch jedoch nicht.
Im Zentrum steht Lucy, die auf die Insel zurückkehrt und dort nicht nur ihrer besten Freundin Bridget beim Hochzeitsstress beisteht, sondern auch wieder auf deren Bruder Felix trifft. Zwischen den beiden knistert es, damals wie heute – und die Geschichte springt geschickt zwischen Gegenwart und einem entscheidenden Sommer fünf Jahre zuvor hin und her. Die Chemie stimmt, das Timing nicht. Das kennt man. Und genau hier liegt auch mein größter Kritikpunkt: Vieles an der Handlung fühlt sich vertraut an – zu vertraut. Best-Friend’s-Brother-Trope? Check. Heimliches Knistern über Jahre? Check. Eine Protagonistin, die mit sich selbst ringt? Auch das.
Dabei hat die Geschichte durchaus ihre Stärken: Die Atmosphäre ist wunderbar eingefangen. Die Beschreibungen von Prince Edward Island laden zum Träumen ein – man hört förmlich die Möwen und spürt den Sand zwischen den Zehen. Auch die Freundschaft zwischen Lucy und Bridget bringt Tiefe, Wärme und echte Verbundenheit in die Geschichte. Eine Art „Sis-mance“, die man in Liebesromanen nicht oft so ehrlich und einfühlsam dargestellt bekommt.
Weniger überzeugt hat mich dagegen die Figurenzeichnung: Lucy wirkt mit fast 30 erstaunlich unreif. Ihre Probleme mit den Eltern und das Drama um den Spitznamen bleiben seltsam überzogen. Auch die große Enthüllung rund um Bridgets Verhalten – und Lucys Empörung darüber – fühlte sich eher konstruiert als nachvollziehbar an. Ein Perspektivwechsel zu Felix hätte der Geschichte sicher gu tgetan, um ihr mehr Tiefe und emotionale Spannung zu verleihen.
Trotz aller Kritik lässt sich das Buch gut lesen, gerade wenn man leichte Sommerromane mag, bei denen das Herz ein bisschen flattert. Für mich war es ein netter Einstieg in Carley Fortunes Bücherwelt – aber nicht genug, um restlos begeistert zu sein.
Wenn ihr also auf der Suche nach einem romantischen Sommerroman mit nostalgischem Inselflair seid und kleine Schwächen verzeihen könnt: Schnappt euch eine Decke, ein kühles Getränk und taucht ein.
