Das geheime Bildnis von Ellery Lloyd

Ein verfluchtes Familienerbe, eine verschwundene Künstlerin, drei Zeitebenen und ein Gemälde, das mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet – Das geheime Bildnis ist wie eine perfekt inszenierte Ausstellung: atmosphärisch, detailreich, ein bisschen überladen, aber fesselnd.

Der Roman beginnt 1938 im Paris der Surrealisten, springt dann ins Cambridge der 1990er und landet schließlich im heutigen Dubai. Im Zentrum: Juliette Willoughby, eine talentierte Künstlerin und Erbin, die angeblich in einem Feuer starb – zusammen mit ihrem Werk „Selbstporträt als Sphinx“. Doch war es wirklich ein Unfall? Zwei Kunstgeschichte-Studierende in den 90ern und eine mysteriöse Spur in der Gegenwart rollen den Fall neu auf – und geraten dabei selbst in den Sog von Geheimnissen, Lügen und einer Familiengeschichte, die an ein modernes Agatha-Christie-Buch erinnert.

Was dieses Buch so packend macht, ist sein genreübergreifender Mix: Historischer Roman, Kunstkrimi, Thriller, Familiendrama – alles mit einem Hauch Gothic-Flair und einer Prise Ägyptologie. Klingt nach zu viel? Vielleicht ein bisschen. An manchen Stellen wirkt der Roman tatsächlich ein wenig bemüht verschachtelt, mit Zeitsprüngen und Perspektivwechseln, die Konzentration fordern. Aber wenn man sich darauf einlässt, wird man mit einer gut konstruierten Geschichte belohnt, die trotz aller Komplexität nie den roten Faden verliert.

Die Figuren sind lebendig, die Schauplätze eindrucksvoll und die Wendungen sehr gut eingebracht. Auch die feministische Dimension – wie Frauen in der Kunstgeschichte übergangen wurden – verleiht dem Roman Tiefe ohne erhobenen Zeigefinger, einfach authentisch.

Ein bisschen Kritik? Klar: Nicht jeder Zeitsprung zündet gleich stark, und wer es lieber linear mag, könnte hier gelegentlich ins Straucheln geraten. Dadurch war der Start für mich in das Buch nicht ganz so leicht. 

Das geheime Bildnis ist ein kunstvoll gesetzter Roman, der historische Fakten mit modernem Thrill verbindet. Manchmal verspielt, oft spannend, immer unterhaltsam – und mit einem Finale, das sich sehen lassen kann.

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