Das Ministerium der Zeit von

Zwischen Büroalltag, Zeitreisen und einem Hauch Thriller – ein Buch, das langsam warm wird.

Dieses Buch hat mich echt überrascht – aber nicht unbedingt von Anfang an. Das Ministerium der Zeit wurde im Vorfeld ziemlich gehypt: Zeitreise, Spionage, Romantik… klang nach einem wilden Genre-Mix, genau das Richtige für ein bisschen Eskapismus. Und ja, das ist es irgendwie auch – aber ganz anders, als ich gedacht hätte.

Worum geht’s?

Wir landen in einer nahen Zukunft, in der Großbritannien sich eine „Zeit-Tür“ gesichert hat und kurzerhand Menschen aus der Vergangenheit in die Gegenwart holt. Warum genau? Weiß man nicht so recht. Unsere Ich-Erzählerin – namenlos, was irgendwie zum ganzen Vibe passt – bekommt den Job, einen dieser Zeitreisenden zu betreuen: Graham Gore, ein Forscher aus dem Jahr 1847, der eigentlich auf einer Arktis-Expedition gestorben ist. Stattdessen stolpert er jetzt durch London, wundert sich über Fahrräder, Popmusik und elektrische Zahnbürsten.Klingt erstmal ziemlich lustig – und ist es stellenweise auch. Die ersten zwei Drittel des Buches plätschern allerdings eher ruhig dahin. Viel Alltag, viele Gespräche, wenig Handlung. Es fühlt sich an wie ein sehr langes Kennenlernen – zwischen Graham und der Protagonistin, aber auch zwischen uns Leser*innen und der Geschichte.

Und dann?

Kurz bevor ich dachte: „Okay, nett, aber jetzt reicht’s langsam“, zieht das Buch plötzlich an. Eine Wendung, ein paar Enthüllungen, auf einmal ist Spannung da – fast schon Thriller-mäßig. Ich war ehrlich überrascht, wie schnell der Ton umschlägt. Und vor allem: wie gut das funktioniert hat! Das letzte Drittel hat mich wirklich gepackt.

Was hat mir gefallen?

Graham. Ganz klar. Er ist einer dieser stillen, tiefgründigen Typen mit einem festen moralischen Kompass – und gleichzeitig total verloren in der modernen Welt. Seine Entwicklung war glaubhaft und berührend, vor allem in der Beziehung zur Erzählerin, die sich langsam und leise entwickelt. Ja, es gibt sogar Romantik – eine Szene ist… sagen wir mal: intensiver als erwartet.

Weniger begeistert war ich vom Schreibstil. Die Autorin liebt Metaphern – wirklich sehr. Manche davon sind schön, andere eher seltsam. Da hätte ich mir manchmal etwas weniger gewollte Poesie und etwas mehr Klarheit gewünscht.Unterm Strich… …war ich erst ein bisschen enttäuscht, dann ziemlich überrascht – und am Ende doch recht zufrieden.

Es ist kein Buch, das man wegen der Spannung liest. Es ist mehr ein Charakterstück mit Sci-Fi-Anstrich, das sich Zeit lässt, aber dann doch noch etwas zu sagen hat.

Wenn du Lust auf etwas Unkonventionelles hast und dich nicht an einem langsamen Einstieg störst, wirst du hier vielleicht sogar mehr finden, als du erwartest. Mich hat’s am Ende doch gepackt – auch wenn ich zwischendurch dachte: „Na, kommt da noch was?“ Spoiler: Ja. Und das lohnt sich.

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