Mein Leseverhalten zwischen Social Media, Alltag und Schwangerschaft | Gedankenaustausch

Seit 2015 tracke ich meine Leseliste mit Goodreads, also nun fast 8 Jahre lang und ich bin ganz schön stolz drauf, dass ich Jahr für Jahr die 100 knacken konnte.
Übrigens ist das mein einziges Leseziel, das ich seit Jahren halten kann, obwohl ich vieles andere ausprobiert habe, von “SuB-Abbau” bis hin zur “Rory Gilmore-Leseliste” und einer eigenen monatlichen Leseliste. Leider ging dabei alles schief, ich habe nie etwas ganz durchgezogen – nur die 100 Bücher im Jahr, das blieb konstant.

Und dann öffne ich Goodreads, der Balken zeigt an, dass ich 34 Romane gelesen habe. Ich müsste 24 Bücher mehr gelesen haben, um wieder “on track” zu sein für mein Jahresziel. Bei jedem anderen Menschen würde das Gehirn in diesem Moment wahrscheinlich sagen: “Schade, aber dieses Jahr war auch ganz schön viel los und es wird bald mehr los sein!”. Aber bei mir holt eine innere Stimme den Taschenrechner raus und sagt: “Also, wenn du ab jetzt 13,2 Bücher pro Monat liest, was 3,4 Bücher pro Woche wären, schaffst du es bis zum Ende des Jahres mit den 100. Gehen wir ein paar Bücher kaufen!”

Woher kommt dieser Druck? Wem will ich etwas beweisen mit der 100?

Es ist kein direkter Druck, auch keine rote Zahl, die die ganze Zeit in meinem Kopf schwirrt. Sondern eine konstante Sache in meinem Leben, die mich seit Jahren begleitet und mir jetzt, wo ich vor einer ernsten Verantwortung in meinem Leben stehe, entgleitet. 

Oder anders gesagt, positiver: ein Abschluss mit einer alten Gewohnheit, die in meinen neuen Lebensabschnitt nicht reinpassen wird. Ich denke nämlich nicht, dass ich die nächsten Jahre die Zeit und Muse haben werde, mit meiner Leseplanung so weiter zu machen. 

Allein mein ganzes Leseverhalten hat sich die letzten Monate extrem geändert. Die ersten Monate der Schwangerschaft, wo die Übelkeit mich den ganzen Tag begleitet hat und ich erstmal lernen musste, dass Essen bedeutet, dass mir nicht mehr schlecht ist … da habe ich nichts gelesen. Ich habe nur darauf gewartet, dass das erste Trimester endlich vorbei ist und habe nebenbei versucht, meinen gewöhnlichen Alltag aufrechtzuerhalten.

Babybauch in der 20 SSW und Akira

Im zweiten Trimester kam dann langsam alles wieder ins Rollen, wobei die euphorische Energie, über die alle reden, bei mir jetzt ausblieb. Mir geht es gut, keine Frage, und meine Wehwehchen, wie ich sie nenne, halten sich in Grenzen. Somit startete das zweite Trimester für mich mit vielen anderen schönen Sachen, wie Schwangerschaftsyoga, wo ich tolle andere Frauen kennengelernt habe, lange Spaziergänge mit Akira, das Kennenlernen einer tollen Hebamme, viele Treffen mit Freunden und einen neuen Appetit.

Zu der Zeit hat sich mein Leseverhalten auch schlagartig geändert. Meine ganze Energie fließt in andere Dinge, und ich bin schnell erschöpft. Abends bleiben mir nur noch ein paar Stunden, bis mir die Augen zufallen, und ich bin schon oft über ein Hörbuch eingeschlafen.
Zugegebenermaßen, das beste Einschlafmittel. Also keine 30 Minuten jeden Abend lesen und darüber posten. Außerdem verlangt es mich nach Happy Ends. Schon früher hatte ich die Angewohnheit, hin und wieder das Ende eines Buches zuerst zu lesen, jetzt ist es schon fast zu einer stetigen Angewohnheit bei den Romanen geworden, wo man es nicht gleich weiß (bei den Bridgerton-Romanen muss ich das Ende nicht vorher lesen, sie kommen immer zusammen!). Die letzte neue Angewohnheit, die ich habe, ist, dass ich oft einen Roman als Hörbuch und Buch gleichzeitig beginne, sodass ich besser vorankomme mit der Geschichte und einfach am Buch dran bleibe. Besonders die Kombination aus Hörbuch und Baby sehe ich als effektivste Methode für den Winter.

Auch dachte ich, dass ich es schon lange geschafft habe, mich von dem Social Media-Druck zu verabschieden. Aber manchmal spuckt das Wort “Content” in meinem Kopf herum und ich schaue nach, wann ich das letzte Mal einen Beitrag veröffentlicht habe oder ob ich den letzten Kommentar beantwortet habe … Ich denke, so lange ich auf Social Media unterwegs bin, wird dieser Druck nie ganz weggehen. Und oft empfinde ich den Druck dort als kleine Lesemotivation, wenn ich interessante Neuerscheinungen sehe oder die eine oder andere Rezension lese und meine eigene Meinung auch kundtun will.

Ich bin gespannt, was die nächste Zeit so mit sich bringen wird. Wie wird sich mein Lesen weiter verändern? Oder mein Geschmack? Wann werde ich wieder die 100 knacken? Wie wird es mit meinem Blog weitergehen? Dieses und nächstes Jahr werden noch sehr spannend. Aber ich weiß jetzt schon, ich nehme die Dinge, so wie sie kommen und freue mich auf die Zeit, die kommt!

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