„Bianca – Ehe ohne Liebe“ ist ein packender Manhwa, der das beliebte Motiv der Zeitreise mit einer starken, eigenwilligen Protagonistin neu interpretiert. Bianca wird zurück in ihre 19-jährige Vergangenheit geworfen und steht nun vor der Herausforderung, ihr Schicksal neu zu gestalten. Anders als viele Vertreter ihres Genres wird hier keine fremde Seele in einem neuen Körper präsentiert, sondern Bianca bleibt authentisch – mit all ihren Fehlern, ihrem starken Willen und ihrer unverwechselbaren Attitüde.
Die Erzählweise überzeugt durch eine ausgewogene Mischung aus Drama, politischem Intrigenspiel und emotionalen Momenten. Besonders beeindruckend sind die Nebenfiguren, die dem Manhwa zusätzliche Tiefe verleihen: Das kleine „Arno“-Familiengefüge mit Graf, Gräfin, Butler und Rittern schafft eine warme Atmosphäre von Zusammenhalt, die das Herz berührt. Auch die Prinzessin überzeugt mit ihrer Präsenz und lässt die Handlung lebendig wirken.
Die Zeichnungen sind von hoher Qualität und stechen durch ihren Detailreichtum und die gelungene Charaktergestaltung hervor – was für tolle Kleider! Besonders Bianca bricht mit dem stereotypischen Aussehen der weiblichen Hauptrolle, was erfrischend wirkt.
Ein zentrales Thema ist Biancas Kampf um gesellschaftliche Stellung und Sicherheit, nachdem sie im ersten Leben als jung verheiratete Frau ohne Erben zurückgelassen wurde. Dabei wird allerdings ein historischer Aspekt etwas vernachlässigt: Die gesellschaftlichen Erwartungen und Realitäten für Frauen im damaligen Zeitalter wirken teilweise ungenau dargestellt. So ist die Vorstellung, eine 19-Jährige Aristokratin hätte bereits mehrere Kinder und wäre gesellschaftlich am Rande, historisch eher unwahrscheinlich. Ebenso wäre ein unglückliches Schicksal nach dem Tod des Ehemanns anders geregelt worden, etwa durch eine erneute Heirat, was im Manhwa nicht vollends aufgegriffen wird. Aber wir liebe ja das Drama …
Trotz dieser Kritikpunkte bleibt „Bianca – Ehe ohne Liebe“ ein spannender Auftakt mit Potenzial für interessante Entwicklungen, vor allem in der Beziehung zwischen Bianca und dem männlichen Hauptcharakter, der bereits eine beschützende Haltung zeigt. Es ist zu erwarten, dass Missverständnisse noch für reichlich viel Spannung sorgen werden.
Für Fans von historischen Manhwa mit einer starken Heldin und politischem Tiefgang ist dieser Band ein empfehlenswerter Einstieg – nicht zuletzt wegen der guten Kombination aus Zeitreise, familiären Intrigen und charismatischen Nebenfiguren. Einer meiner liebsten Titel aus dem Genre.

P.S.: Die nächsten Tage kommen mehr Rezensionen zu Manhwas raus! Bleibt gespannt 🙂
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