Sturmverführt – The Wind Weaver

Der Auftakt zu The Wind Weaver beginnt atmosphärisch und mit einem vielversprechenden Cover – doch leider bleibt es bei dieser äußeren Stärke. Der Roman, der sich über fast 600 Seiten (bzw. 17 Stunden im Hörbuch) erstreckt, will episch und gefühlvoll sein, verliert sich aber in einer zähen Erzählweise, eindimensionalen Figuren und einer toxisch geprägten Liebesdynamik.

Im Mittelpunkt steht eine slow-burn enemies-to-lovers-Romantik, deren Entwicklung so schleppend wie unbefriedigend verläuft. Der männliche Protagonist agiert oft herablassend, kontrollierend und emotional manipulativ – ohne dass seine Motive nachvollziehbar wären. Er wird vom Text zwar nachträglich als “tiefgründig” entschuldigt, doch bleibt seine Darstellung über weite Strecken problematisch. Die weibliche Hauptfigur bleibt ihm gegenüber erstaunlich passiv und verständnisvoll – ein Beziehungsverhältnis, das mehr frustriert als berührt.

Hinzu kommt: Die Handlung bewegt sich kaum vorwärts. Gespräche wirken zäh, es fehlt an Tiefe sowohl bei den Figuren als auch im Weltenbau. Magie, Politik und Nebencharaktere bleiben oberflächlich, wichtige Informationen werden spät und überladen nachgeliefert. Auch feministische Lesarten kommen zu kurz: Die Protagonistin bleibt über die Hälfte des Buches hinweg die einzige nennenswerte Frau. Als schließlich eine weitere weibliche Figur auftaucht, wird diese als Feindin eingeführt – inklusive Slutshaming.

The Wind Weaver hätte Potenzial gehabt – mit einer spannenden Welt, starken magischen Elementen und einer epischen Anlage. Doch schwache Figurenzeichnung, toxische Dynamiken und fehlende weibliche Perspektiven lassen den Roman enttäuschend und unausgewogen zurück. Trotz anfänglicher Neugier blieb am Ende nur der Wunsch, das Buch früher zur Seite gelegt zu haben.
Da ich es als Hörbuch hatte, muss ich aber sagen, dass die Sprecherin wirklich gut war und sie mir leid tat, dass sie das Lesen musste.

Leider ein Reinfall für Leser*innen, die Charaktertiefe, gesunde Dynamiken und echten Fantasy-Aufbau erwarten.

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