Leave me behind von K M Moronova

Dark Romance trifft auf Militär-Action – und ich mittendrin

Ich weiß selbst nicht ganz, wie es passiert ist, aber TikTok hat mich so lange mit Clips zu Leave Me Behind befeuert, bis meine Neugier größer war als mein gesunder Menschenverstand. Und obwohl Dark Romance eigentlich nicht mein Zuhause ist, war ich bereit, dem Genre nach Hunting Adeline eine zweite Chance zu geben – vielleicht war es der Hype, vielleicht die Lust auf ein etwas „härteres“ Setting. Also gut. Ab ins Special-Forces-Untergrund-Gefühl.

Was mir gefallen hat

Die Grundidee ist wirklich stark: Militär-Verschwörungen, eine Spezialeinheit voller Misstrauen und Intrigen, eine Protagonistin, die sich in einem feindseligen Team behaupten muss – und irgendwo zwischen Blut, Verrat und Kugelhagel brodelt ein düsterer Love-Interest.
Die Action funktioniert, die Szenen sind intensiv, brutal und sehr filmisch. Und ja: Nell ist ein biestiges Kraftpaket – analytisch, stur und gnadenlos – eine Figur, die man nicht jeden Tag in Liebesromanen findet. Der Roman hat definitiv Unterhaltungswert: viel Tempo, viel Drama, viel „Ich kann nicht glauben, dass das gerade passiert“.

Was für mich nicht ganz rund war

So spannend das militärische Grundgerüst ist – es bleibt leider zu oft in der zweiten Reihe. Stattdessen dominieren die Beziehung, die Emotionalität und die tropenstarken Dark-Romance-Elemente, sodass das eigentliche Potenzial der Verschwörungsstory nicht voll ausgespielt wird.
Das erinnert ein bisschen an Hunting Adeline: großartige Idee, aber der Fokus rutscht weg von dem, was die Geschichte besonders hätte machen können.

Dazu kommen einige logische Lücken, Erzählabbrüche und Stellen, an denen die Figuren sehr „klischeehaft“ wirken – gerade Bradshaw, der zwischen gefährlicher Killermaschine und gebrochenem Hündchen hin- und herspringt. Und Nell, die sich gleichzeitig als Monster beschreibt, Harmonie sucht, aber auch wieder völlig ausrastet – das machte es mir schwer, richtig mitzufühlen.

Der zweite Teil des Buches wirkt fast wie ein anderer Roman: Erst Mobbing und Selbstbehauptung, dann plötzlich ein großes Mafia-/Intrigenspiel, das vorher kaum vorbereitet wird. Spannend, aber tonal etwas holprig.

Und ja… einige spicy Szenen überschreiten Grenzen, die für mich nicht mehr unter „dunkel“ fallen, sondern eher unter „Das gehört in Therapie“. Wer das Genre kennt, weiß, dass es solche Szenen geben kann, aber man sollte darauf vorbereitet sein.

Und dann dieses Ende…

Das Ende schlägt plötzlich einen völlig anderen Ton an – fast schon cozy, fast idyllisch. Für viele wahrscheinlich ein schöner Abschluss, auch für mich, weil ich aus klassischen Liebesromanen komme. Aber es wirkt tatsächlich wie ein Fremdkörper im Gesamtton des Buches. Ein kitschiges Schleifchen auf einer blutverschmierten Militarystory – aber gut, irgendwie hat es mich gerade deshalb gekriegt.

Hörbuch-Eindruck

Das Hörbuch wird von Marie Sandmann und Carlos Lunes gesprochen – und die beiden leisten wirklich hervorragende Arbeit. Die Perspektiven wirken klar getrennt, emotional gut erfasst, und die düsteren, angespannten Stimmungen werden hervorragend transportiert. Besonders die Actionszenen und die psychologischen Momente wirken im Hörbuch oft noch intensiver als im Text. Für mich war das Hörbuch definitiv ein Pluspunkt und hat einige schwächelnde Stellen der Handlung gut abgefedert.

Fazit

Leave Me Behind ist ein wilder Mix aus Dark Romance, Militär-Action, Intrigen und extremen Emotionen. Wer Logik, Realismus oder seelische Stabilität von Figuren erwartet, wird hier wenig glücklich.
Wer dagegen dunkle Vibes liebt, Action will, sich auf toxische Dynamiken einlassen kann und beim Spice nicht zimperlich ist, findet ein unterhaltsames, temporeiches und stellenweise wirklich packendes Buch.
Für mich war es ein kurioses, aber spannendes Genre-Experiment – und trotz aller Kritikpunkte hat mich das kitschige Ende auf eine charmante Art erwischt.

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