Eine Graphic Novel über Jane Austen? Da musste ich sofort zugreifen. Schließlich kann man nie genug von der scharfzüngigen Lady im Empirekleid haben. Statt einer klassischen, womöglich etwas trockenen Biografie liefert dieses Buch eine quicklebendige, visuell reduzierte, aber wirkungsvolle Erzählung: Gelb, Blau und ab und zu ein Schuss Rot – mehr braucht es nicht, um Jane Austens Welt aufblühen zu lassen. Besonders schön finde ich die Kontraste: Szenen aus Janes Alltag in gedämpften Tönen, ihre Fantasie hingegen in strahlendem Rosa – clever gelöst und ein echter Hingucker.
Inhaltlich konzentriert sich die Graphic Novel vor allem auf drei Lebensphasen Austens, bevor ihre Romane erstmals veröffentlicht wurden. Wir begleiten sie durch Ablehnungen, Rückschläge, Momente des Zweifelns – aber auch durch die Unterstützung ihrer Familie, allen voran ihrer Schwester Cassandra. Gerade diese enge Beziehung wird hier wunderbar herausgearbeitet und zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Wer eine tiefenanalytische Biografie mit Fußnoten erwartet, wird hier nicht fündig. Dafür bekommt man aber ein atmosphärisches, humorvolles und zugängliches Porträt, das auch für Austen-Neulinge (so es die noch gibt!) einen tollen Einstieg bietet.
Isabel Greenbergs Zeichenstil ist sicher Geschmackssache – ein bisschen krakelig, manchmal fast zu einfach –, doch genau das macht den Charme aus. Architektur und Interieurs sind oft detaillierter als die Gesichter, was erstaunlicherweise hervorragend funktioniert. Ich habe mich mehrfach dabei ertappt, wie ich Panels länger betrachtet habe, nur um kleine Anspielungen oder augenzwinkernde Verweise auf Austens Werke zu entdecken. Man merkt einfach, dass es mit Liebe gemacht ist.
Ein kurzweiliges, bildstarkes Buch, das Jane Austen aus einer frischen Perspektive zeigt. Weniger akademisch, dafür mehr Gefühl, Atmosphäre und Witz. Für Fans ein Muss im Regal (gleich neben den hübschen Sondereditionen von Coppenrath am besten), für Neugierige ein unterhaltsamer Einstieg in Austens Welt. Mir hat es großen Spaß gemacht – und ich habe wieder einmal gemerkt, warum ich Jane Austen so sehr schätze.
