Mit Der Fluch der Falodun-Frauen beweist Oyinkan Braithwaite erneut, wie vielseitig und treffsicher sie erzählen kann. Auch wenn sich dieser Roman spürbar von ihren bisherigen Büchern unterscheidet, war er für mich wieder keine Enttäuschung – im Gegenteil. Die Geschichte schlägt eine deutlich mystischere Richtung ein, ohne dabei ihren feinen Humor und die emotionale Tiefe zu verlieren, für die ich Braithwaite so schätze.
Im Zentrum stehen mehrere Generationen der Falodun-Frauen, die von einem alten Familienfluch überschattet werden: Jede Frau, die sich zu sehr auf einen Mann einlässt, scheint ein tragisches Schicksal zu erwarten. Die Erzählung wechselt zwischen verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen und macht so deutlich, wie sehr Vergangenheit, Schuld, Geheimnisse und Erwartungen innerhalb einer Familie weitergegeben werden. Besonders spannend ist dabei die Frage, wie stark solche überlieferten Überzeugungen das eigene Leben tatsächlich beeinflussen – und ob man sich ihnen entziehen kann.
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, was für mich ein großer Pluspunkt war. Die Geschichte ist hervorragend eingesprochen und gewinnt dadurch enorm an Atmosphäre. Stimmen, Emotionen und Stimmungen tragen die Handlung und lassen die Figuren sehr lebendig wirken. Gleichzeitig habe ich beim Hören gemerkt, dass mir an manchen Stellen Fußnoten oder kurze Erklärungen zu kulturellen Begriffen gefehlt haben, die im Text eine wichtige Rolle spielen. Gerade bei einem so stark kulturell geprägten Roman hätte das mein Verständnis stellenweise noch vertieft.
Trotzdem überzeugt der Roman durch seine starke Figurenzeichnung, seine kluge Struktur und die Art, wie Braithwaite traditionelle Glaubensvorstellungen mit modernen Lebensrealitäten verwebt. Mystik, Familiengeschichte und persönliche Selbstbestimmung stehen nebeneinander, ohne dass eines das andere dominiert. Einfach vortrefflich wieder!
Ich habe bisher jedes Buch von Oyinkan Braithwaite gelesen – und auch dieses reiht sich für mich nahtlos in ihre Werke ein. Anders, mutiger, stellenweise düsterer, aber genauso eindrucksvoll erzählt.
