Hätte ich dein Gesicht von Franches Cha

Frances Cha ist eine Autorin, die ich auf jeden Fall weiter beobachten werde und hoffentlich schreibt sie bald mehr über die nicht ganz so schöne Seite von Südkorea.
Um es nicht falsch zu verstehen, ich lese mit Begeisterung Romane aus Asien (vorwiegend Literatur aus Japan und Südkorea) und habe mich auch sonst auf allerlei Wege schon über die Kultur informiert. 

So war es für mich klar, dass ich den Debütroman von Cha auf jeden Fall lesen muss: Südkorea, Kultur, Gesellschaft und Feminismus – was für eine tolle Kombination!

Und ich bekam auch ein sehr gutes Buch geliefert, das durch verschiedene Stimmen die Seite des Schönheitswahns und Patriarchalismus näher beleuchtet (und so viel mehr).

Unsere “Heldinnen”

In “Hätte ich dein Gesicht” folgen wir fünf unterschiedlichen Frauen, die in der Hauptstadt Seoul leben. Sie wohnen alle in preiswerten Officetel-Wohnungen (ähnlich wie 1-Zimmer-Studio).
Zum einen haben wir da die Friseurin Ara, die nicht sprechen kann und wichtige und berühmte Kunden im Salon bedient. Aber durch ihr Handicap erleidet sie oftmals Schikane, doch ihre Schwärmerei für einen Pop-Star gibt ihr Kraft. 

Kyuri arbeitet in einem “Room Salon” im Vergnügungsviertel, wo Frauen als Unterhalterin Männer bei ihren Meetings und Treffen dienen. Durch ihre zahlreichen Schönheitsoperationen hat sie sich diesen begehrten Job ergattert. Und auch ihre Freundin Suyin würde gerne solch ein schönes Gesicht haben, um bei sich auf der Arbeit aufzusteigen.
Dann gibt es noch Miho, eine Kunst-Stipendiaten, deren Talent sie schon bis nach New York geführt hat.  

Abgerundet wird die Erzählung mit Woona, die im Apartment unter den jungen Frauen wohnt, zusammen mit ihrem Ehemann. Sie führt ein ganz anderes Leben als verheiratete und schwangere Frau, hadert aber mit sich nach den bisherigen Fehlgeburten. 

Ein Buch mit vielen Themen

Beim Lesen von dem Buch habe ich am Anfang gewartet, dass eine gewisse gezielte Handlung losgeht – ein roter Faden, der alles verbindet. Es ist aber keine typische Struktur hier zu finden, von Einführung, Höhepunkt etc. Die Autorin zeigt eher einen kurzen Moment aus dem Leben der verschiedenen Frauen und mit was sie sich als Frau in der koreanischen Gesellschaft herumschlagen müssen.
Dabei werden viele Themen von Cha angegangen, wie Misogynie, Klassensystem, Schönheitswahn, Sexismus und so viel mehr. Sie hat sich viel Mühe gegeben alles einzubringen und hat, meiner Meinung nach, ein aussagekräftiges und klares Bild dabei gezeichnet. 

Auf seine Art berührend

Außerdem hat die Autorin einen Schreibstil, den ich als “auf den Punkt genau” beschreiben würde, egal ob es um die Handlung geht oder um die Emotionen der Charaktere. Scharf, authentisch und nachvollziehbar zeichnet sie die Gefühlslage der fünf Frauen auf und auch wenn ich nicht mit jeder mitfühlen konnte, so konnte man sie verstehen. Besonders interessant fand ich dabei auch, wie die Autorin die Freundschaft von vier Frauen beschrieb und was für einen Nutzen eine jede daraus für sich zog.

Zum Schluss

Ein nachdenkliches und kräftiges Porträt von Frauen in der koreanischen Gesellschaft, die sich alle nach etwas sehen und dabei vielen Hindernissen durch ihr Geschlecht ausgesetzt sind. Diesen Roman würde ich auf jeden Fall allen ans Herz legen, die sich für koreanische Kultur interessieren und einen tieferen Blick in die Gesellschaft wagen möchten. Es wird euch einen guten ersten Einblick geben und Punkte hochbringen, die euch bis dahin womöglich nicht klar waren. Ich bin schon gespannt auf ihre nächsten Romane!

Das Buch bewerte ich mit:

1

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