Chiisakobee – Die kleine Nachbarschaft Band 1 | Manga Review

Der Zimmermeister Shigeji bemüht sich nach dem Lebensmotto seiner verstorbenen Eltern zu handeln, Verantwortung zu übernehmen und das Familienunternehmen wieder aufzubauen. Durch den Großbrand in der Stadt, dem auch die Zimmerei zum Opfer fiel, ist Ritsu obdachlos geworden, eine alte Freundin, die plötzlich mit fünf Waisenkindern vor Shigejis Tür steht – er hat ja noch Platz im großen Elternhaus!

Das erste was mir bei Chiisakobee aufgefallen ist, ist der Zeichenstil von Minetaro Mochizuki. Er ist auf seine Art gefühlvoll und nüchtern zugleich. Das klingt wie ein Widerspruch, aber ich versuche es mal zu erklären. Er ist nüchtern, da die Personen wenig Emotionen zeigen, wenig Mimik und Gestik und Gefühle werden meist nicht direkt gezeigt. Aber es ist auch gefühlvoll, da er viele liebevolle Details besitzt, wie an den Kleidern der Personen oder die Hintergründe. Wir haben hier gepunktete Blusen, Spitze, Blumen, eine idyllische Landschaft und an kleinen Regungen der Mimik werden viele unterdrückte Gefühle gezeigt, wie auch am Verhalten. Man muss genau hinschauen. 
Es sind auch kräftigere Zeichnungen mit starken Linien und die Hintergründe sind realistisch und mit ihrer klaren Art bezaubernd. Man kann keine Person mit einer anderen Verwechseln, er zeichnet sehr individuelle Charaktere mit ausgeprägten Details (dort mal die Augen, da eine auffallende Nase oder stark rundes Gesicht).

 

Ähnliches FotoDie Handlung dreht sich um mehrer Personen, wobei ich nur auf zwei eingehen werde. Da wäre einmal der Zimmermeister Shigeji, dessen Familienunternehmen zusammen mit den Eltern in einem Feuer verbrennt. Viele andere Personen in seiner Haut, hätten nichts dagegen Hilfe zu bekommen von Freunden der Familie und Geschäftspartner, er aber bleibt stur und es ist noch abzusehen, wohin das hinausläuft. Auch wird er als Träumer und Faulpelz dargestellt und dann will er alles aus eigener Kraft wieder aufbauen? Dieser Stolz…das kann nicht gut gehen. Shigeji ist mysteriös und über sein Gefühlsleben erfahren wir wenig, wobei vieles aus seiner Sicht erzählt wird und es stellt sich raus, er ist ein guter Beobachter. Genau deswegen gefällt er mir auch so gut!

Bildergebnis für ChiisakobeeRitsu ist eine alte Freundin, wobei die beiden jetzt kein freundschaftliches Verhältnis zueinander pflegen und sie ist eine störrische Person. Das was wir über sie erfahren sind kleine Einblicke und Interpretationen über sie aus Shigejis Sicht und seine Erinnerungen an Ritsu als Kind. Sie tut mir Leid und regt mich teilweise etwas auf. Ritsu vertritt stark ihre Meinung, aber sie konfrontiert selten Shigeji. Die beiden wohnen zusammen, aber scheinen immer aneinander vobeizulaufen. Ich bin gespannt, wie es da weitergeht und frage mich, wann diese Blase zwischen den beiden platzt!

Sonst geht es in diesem Graphic Novel viel um zwischenmenschlichen Beziehungen, Verpflichtungen und wie geht man mit Verlust um? Ich denke “unterdrückte Emotionen” ist ebenfalls ein zentrales Thema hier, da jede Person, die auftaucht nicht direkt ausspricht was sie fühlt oder denkt. Zuerst dachte ich “Chiisakobee” wäre ruhig, aber das täuscht, es brodelt und ich bin schon sehr gespannt auf die Entwicklung aller Charaktere.

Was auf jeden Fall noch erwähnt werden muss, der Kleidungsstil der Charaktere. Es ist modern und cool was sie anhaben (gibt gut die jetzige Generation wieder) und sagt auch viel über die Person, als auch ihren Geschmack aus. Und kommen wir kurz mal zu dem dichten Vollbart von Shigeji, der sehr untypisch ist für Japaner! In meinen Augen zeigt es, wie anders er ist und dadurch hebt er sich nicht nur stark ab, sondern er ist nur noch viel schwieriger zu verstehen. Mal ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie er aussieht und das macht mich verdammt neugierig. 

Der erste Band hat auf jeden Fall mein Interesse geweckt an dieser merkwürdigen und bunten Familienkonstellation. Die Reihe werde ich weiter verfolgen, auch wenn es mich nicht so mitgenommen hat, wie gehofft. Ich denke es wird noch einiges passieren und es lohnt sich dran zu bleiben. So viel ist gesagt, es steckt sehr viel hinter Chiisakobee, es ist voll mit Konflikten, sei es auf der Arbeit oder zu Hause. Dazu kommen noch schräge und lustige Momente, die die Geschichte rund um die Bewohner des Hauses gut abrunden. Außerdem haben Shigeji und Ritsu mich mit ihrer Art gefesselt, sodass ich einfach wissen muss, wie es weiter geht.

Den Comic bewerte ich mit:

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1 Kommentar

  1. 30. Oktober 2018 / 16:13

    Bin durch deine Messe-Ausbeute hier gelandet, da ich bisher kaum Kritiken zu dem Manga gelesen hab. Ich bin ja schon neugierig, aber irgendwie konnte ich mich noch nicht aufraffen und ihn lesen. Muss ich wohl endlich mal nachholen 😀

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